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LUDWIG AUGUST FRANKL#

Dichter
Ludwig August Frankl,Ill Zeitung

Sein schönes Grabmal findet man in der Israelitischen Abteilung des Zentralfriedhofes 1. Tor. Es ist mit Frankl all seinen vielseitigen Talenten ausgestattet. Gestaltet wurde es von einem der Großen der Bildhauerei, Johannes Benk und Ferdinand von Saar setzte jene Worte die den Grabstein schmücken.

Die Wiege des bedeutenden Mannes stand in Chrast, einem kleinen böhmischen Bischofstädtchen, das 8 km nordöstlich von Pilsen oberhalb des Tals des Flusses Klabava. Das Renaissanceschloss Chrast diente drei Jahrhunderte als Sommersitz der Bischöfe von Königgrätz. Frankls Vorfahren stammten aus einem palästinensischen Geschlecht, das als zwei seiner Ahnen jene nach Österreich ausgewanderten Männer Isaak und Israel Frankl nennt, die im Jahr 1671 bei der Vertreibung der Juden aus Wien für die Erhaltung des jüdischen Friedhofes in der Rossau eine sehr beträchtliche Geldsumme beim Magistrat erlegten. Ein Enkel des genannten Israel war Leopold Frankl, des Ludwig August Vater.

Den ersten Unterricht erhielt der Knabe im Elternhaus, wo er die deutsche und tschechische Sprache erlernte. Ein Hauslehrer unterwies ihn im Hebräischen und in der Bibel. Durch einen katholischen Pfarrer in den literarischen Gegenständen wohl vorbereitet, wurde er Ende 1823 Schüler des Piaristengymnasiums in Prag, wo er durch seine historischen Ausarbeitungen und stilistischen Aufgaben, freilich aber immer wieder nur durch diese, die Aufmerksamkeit seiner Lehrer auf sich lenkte. Doch der Ernst des Lebens begann mit dem Tod des Vaters 1825 sollte er als ältester Sohn Leiter des Tabakdistriksverlages werden. Doch dieser Plan hatte zu Frankls Freude keine Zukunft. Sich nun selbst überlassen wählte er in Leitomischl das Lyzeum um dort Phylosophie zu hören. Der folgende Sommer bildete einen entscheidenden Wendepunkt in Frankls Leben. Auf einer Ferienreise nach Wien übergab er dem Freiherrn von Hormayr ein episches Gedicht „Jan Pancir“, durch dessen Abdruck im Archiv 1828 dem jungen Poeten der Weg in die Literatur geebnet war.

Unter poetischen Beschäftigungen und historischen Arbeiten vollendete er jetzt eifrig die vorbereitenden Studien und als nun galt, ein bestimmtes Fach als Lebensberuf zu wählen entschloss er sich zur Medizin, da diese den Juden damals die einzige Aussicht auf eine Karriere darbot. Im Herbst des Jahres 1828 bezog Frankl die Wiener Universität. Beständig mit Not und Armut ringend - wie es ja eigentlich schon selbstverständlich ist, dass die goldene Jugendzeit berühmter Männer von Bitternissen erfüllt sein muss, waren es nur der Glaube an sich selbst und die Kraft seines unbeugsamen Charakters, die ihn so aufrecht erhielten. Die Lust zum „fabulieren“ war nun einmal geweckt und der göttliche Funke des poetischen Schaffens glomm fort und fort, bis der Genius recht prächtig in dem Gedicht „Das Habsburglied“ einer chronologischen Folge historischer Balladen hervorbrach. Das Buch führte ihn bald in die besten Kreise ein und brachte ihn mit vielen hervorragenden Persönlichkeiten in Verbindung, von denen er ganz besonders Hammer-Purgstall, der ihn auch zu orientalischen Studien anregte, kennen und schätzen lernte. Es folgten weitere Gedichte, das Phrasenhafte, das Überschwängliche verlor sich immer mehr, bis es ihm gelang, ein reines Kunstwerk zu bilden.

Eine besondere Rolle im Entwicklungsgange Frankls spielt seine Reise nach Italien. In Padua erwarb er sich auf Grund seiner lateinisch abgefassten physiologisch-psychologischen Dissertation „Über den Einfluss der Phantasie“, die medizinische Doktorwürde, welchen Anlass einer seiner Freunde, Faustino Canas aus Cagliare benutzte, ihm den „zweifachen Lorbeer des Arztes und des Dichters“ in Versen zu überreichen. Anschließend durchquerte er das Land der Sehnsucht, machte fruchtbare historische und literarische Studien, mit Literaten die zu anhaltende Bekanntschaften führten. Freundschaftlicher Verkehr, literarische Besprechungen und wissenschaftliche Unterhaltungen, welche auch seine späteren Reisen, auf denen er Humboldt, Meyerbeer, Gutzkow u.a. kennen lernte.

Des Dichters Plan, sogleich nach seiner Rückkehr sich um eine Sekundararztstelle zu bewerben, war wegen der damaligen Strömung meist mit Schwierigkeiten verbunden. Einladungen des Wiener Konservatoriums und der israelitischen Kultusgemeinde die ihm jene Arbeit boten, die es ihm ermöglichten der schönen Literatur zu frönen.

In der Zeit des Ringens für die Freiheit auf politischem, religiösem und geistigem Gebiet, gründete Frankl die „Sonntagsblätter“, Frankl verstand es bedeutende Mitarbeiter für die einzige belletristische Wochenschrift Wiens im Vormärz zu gewinnen. Wie Heroen wie Grillparzer, Bauernfeld, Lenau, Raimund, Grün und Ebert traten da jüngere Talente, dazu zählte auch noch Hebbel.

Die „Sonntagsblätter“ wandelten sich zu einer politischen Chronik, als Frankl den Kampf um die unveräußerlichen Menschenrechte in den Märztagen des Sturmjahres 1848 aufnahm. Begeistert begrüßte er den Völkermorgen mit einer österreichischen Marseillaise, die tausendfach verbreitet wurde.

Das Jahr 1856 führte ihn nach Jerusalem, beim Anblick der „Heiligen Stadt“ war er tief gerührt. In Jerusalem erfüllte Frankl die Mission des Lehrertums. Im Auftrag der jüdischen Wohltäterin Elise Herz gründete er hier im Osten eine Städte erlösender Bildung. Auch diese Reise brachte ihm eine Fülle von Anregungen die sich in seinen Werken „Nach Jerusalem“ und „Aus Ägypten“ äußerte.

Die beiden Bände, fanden in zahlreichen Sprachen übersetzt, große Verbreitung und erregten großes Aufsehen, da für viele Menschen damals noch wenig bekannt war.

Mit dem jüdischen Epos „Der Primator“ hatte er die Höhe seiner Dichtkunst erreicht.

Doch außer seiner Dichtkunst konnte Frankl auch in anderer Weise seine Vielfalt beweisen. Wie Wien seinem rührigen Wirken das Schiller- Beethoven-, Mozart-, Lenau-, Grün- und Gluckdenkmal zum Teil verdankt, so steht die große Kulturwelt in seiner Schuld. Auf der Hohen Warte eines seiner überragenden Gründung, das israelitische Blindeninstitut, der Ankauf des Grundes, die Aufführung und Einrichtung des Gebäudes, welche sich auf 150.000 Gulden belaufen, hatte bekanntlich Freiherr Jonas von Königswarter ganz allein bestritten.

Es folgte die ehrenvolle Wahl Frankls in den Vorstand der „Gesellschaft der Musikfreunde und des Konservatoriums für den österreichischen Kaiserstaat.“

Frankl verstand es die Gemeinde Wien für eine Zahlung von 3000 Gulden heranzuziehen. Den gleichen Versuch wagte er bei Kaiser Ferdinand, von dem er ebenfalls einen jährlichen Betrag von 3000 Gulden erhalten sollte.

Auf Ansuchen der Universität in Athen wurden dieser Institution zahlreiche Bücher aus allen Fächern der Wissenschaft und Kunst gespendet.

Am 12. März 1894 fand Frankls Leben, dessen ehrenvolles Wirken als Krönung der verliehene Adelstitel „Ritter von Hochwart“ . An seiner Seite wirkte eine geniale Gattin in zweiter Ehe, als Präsidentin des Mädchen-Unterstützungs-Vereines und Vize-Präsidentin des patriotischen Hilfs-Vereines für Niederösterreich mit segensreichen Erfolg. Seine beiden Söhne, eine Schwiegertochter und Enkelkind erlebte er seine Freude.

Ein langes glückliches Leben war dem, von vielen verehrten Mann beschieden, das am 12. März 1894 sein Ende fand.

QUELLEN: Jüdische Volksstimme, 2. Februar 1910, 9. Februar 1910, Neuzeit 6. Dezember 1872, Kunst Chronik, 15. Februar 1880, Neuzeit, 16. März 1894 Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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